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Lord Meyhna'ch

Die französische Band Mütiilation gibt es bereits seit ca. zehn Jahren, und während viele Mitte der Neunziger dachten, daß die Band längst tot und begraben ist, kehrte Lord Meyhna'ch im Jahre 2001 mit der Veröffentlichung "Black Millennium (Grimly Reborn)", einem weiteren Meilenstein dunklen und grimmigen Black Metals, zurück. Machen wir also eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit, um die Gründe für eine fünfjährige Schaffenspause zu finden, die nur von der Veröffentlichung "Remains Of A Ruined, Dead, Cursed Soul" unterbrochen wurde, einer Compilation CD mit altem Material aus den Jahren 1993 bis 1996, auf der der Tod von Meyhna'ch angekündigt wurde und seine totale Abneigung gegen den Weg, den der Black Metal nahm. "Mütiilation veröffentlichten ihr erstes Verbrechen ungefähr 1992. Trotz der chaotischen Geschichte der Band kamen drei Alben und viele Demobänder heraus. Ich denke, daß jede Veröffentlichung wichtig ist, doch für mich sind "Vampires Of Black Imperial Blood" und "Black Millennium" die wichtigsten Meisterstücke dieses dunklen Weges. Während jener schwarzen Jahre der Stille fühlte ich mich wirklich, als sei ich tot, und ich denke, es war eine Art Selbstmord. Aber da gibt es noch etwas, was ich zu dem Foto und den Daten im Booklet von "Remains..." sagen möchte. Das Bild wurde von Drakkar Productions ausgewählt, und auch wenn die Idee meiner Meinung nach ganz okay ist, denke ich dennoch, daß die meisten Leute die Message falsch verstanden haben. Tatsächlich war Meyhna'ch nicht wirklich tot, sondern schlafend und nur darauf wartend, genug Haß zu empfinden, um schließlich zurückzukehren. Ich denke, daß die Aussage im Booklet von "Black Millennium" die Gründe für diese Auferstehung gut erklärt. Ich verfaßte diese Worte, als ich die Songs für das Album schrieb, was schon 1999 geschah, doch es kam ziemlich spät raus..."

Viele Bands benennen wohlbekannte Acts als musikalische Einflüsse oder Wurzeln ihrer Kreativität, aber "ich glaube nicht, daß ich von anderen Black Metal Bands beeinflußt wurde, doch ich folgte von Anfang an dem Geiste von Bands wie Bathory, Darkthrone oder Vernom... Ich nehme an, das mache ich mehr oder weniger noch immer, da dies der wirkliche Weg des Black Metals ist. Diese Bands sollten jedem absolut vertraut sein, der diese Art von Musik macht. Was die Texte betrifft, so kommen sie immer aus den Tiefen meiner eigenen Seele. Es sind sehr persönliche Gefühle." Mütiilation ist jetzt ein Ein-Mann-Projekt, was aus eigener Entscheidung stammen kann oder der Tatsache, daß die richtigen Leute für eine würdige Zusammenarbeit einfach nicht gefunden werden können. "Es sind beide von Dir angeführten Gründe. Ich fand nie Leute, die in der Lage waren, so hinter der Sache zu stehen, wie ich es wollte. Das heißt nicht, daß ich nicht in der Lage wäre, Sessionmusiker zu finden, doch das ist nicht dasselbe... Gleichzeitig ist es für mich kein Problem, die Band allein fortzuführen, und im Laufe der Jahre sah ich, daß es mir mehr Stolz brachte, ein Gefühl, das nicht geteilt werden kann. Ich habe noch eine weitere Ein-Mann-Band, die nichts mit Metal zu tun hat, und ich frage mich, ob ich eines Tages etwas von diesem Material veröffentlichen werde..." Manchmal jedoch ist es unumgänglich, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. "Ich bin noch in einem dritten Projekt involviert, das vor kurzem zum Leben erweckt wurde. Es ist eine Coverband, die aus vier Mitgliedern besteht. Doch ich möchte nicht viel dazu sagen, da wir noch nicht sehr weit gekommen sind. Es ist so schwierig, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten."

Den ganzen Trends, die den Black Metal unterwandert haben, zum Trotze gibt es noch immer einige wahre Anhänger, die ihren Glauben an die Prinzipien des Black Metals bewahren. Daher sagen einige Leute, es gäbe Hoffnung für die Black Metal-Szene, andere sind da gegenteiliger Meinung. Und sicherlich können wir die Rückkehr Meyhna'chs auch als eine Neigung sehen, weiter für diesen haßerfüllten Stil zu kämpfen. "Keine Hoffnung für die Szene, jedoch Hoffnung für einige Individuen, die noch immer der schwarzen Flamme folgen. Das ist auch der Grund, warum ich zurückgekehrt bin. Es gab keinen Anlaß dafür, mich nur wegen einiger Parasiten, die die Szene unterwanderten, wieder verstärkt mit der Musik zu beschäftigen. In wenigen Jahren werden sie ihre Ansichten zur Musik ändern, und niemand wird sich mehr an sie erinnern. Die wahren bleiben, der Rest folgt nur irgendwelchen Trends." Kanwulf von Nargaroth bezog sich auf den Black Metal als einen Leichnam, den es zu respektieren gilt, was die Frage aufwirft, ob Black Metal - als eine Lebensweise - tot ist. "Ich stimme Kanwulf zu, doch wie schon gesagt denke (und hoffe ) ich, daß einige Leute dem Black Metal als Lebensweise treu bleiben. Sie warten nur im Dunkeln ab, wie ich es vor einiger Zeit getan habe. Doch sie existieren, und sie haben Augen." Ehre, Vertrauen oder Stolz sind "Werte, die ich mit den wenigen teilen kann, die es verdienen. Ich glaube, ich bin ein ziemlich mißtrauisches Wesen, und ich könnte Leute, die ich nicht mag, betrügen. Nur meine Freunde haben das Recht, derartige Werte von mir zu erwarten. Und vergiß den Rest. Ich bin stolz darauf, so zu denken."

Im Sommer 2001 spielten Mütiilation auf zwei der extremsten Black Metal-Festivals in Europa, dem "Drakkar Hellfest" sowie dem "IV. Under The Black Sun", und diese beiden Auftritte waren gleichzeitig die ersten Live-Erfahrungen für die Band. Der Auftritt beim "Drakkar Hellfest", bei dem Kadaver und Blut nicht nur auf der Bühne eingesetzt, sondern teilweise auch ins Publikum geworfen wurden, brachte einige Probleme mit sich. Im Hinblick auf diese Erfahrungen sagt Meyhna'ch, daß "Mütiilation auf der Bühne eine Menge Haß erschaffen haben, doch genau so sollte es auch sein. Die Hellfest-Show war der erste und letzte Auftritt in Frankfreich. Das UTBS war okay, von der Hitze mal abgesehen, und dem Fehlen des Bassisten, der sich am Tag vor dem Auftritt den Arm brach. Black Metal war von je her ekelerregend und trug den Gestank des Todes mit sich. Corpsepaint, Ketten, Leder, Blut und Kadaver sind die Zutaten, aus denen die Essenz des Black Metals kreiiert wird. Wenn die Leute das nicht mögen, warum kommen sie dann zu den Shows? Was erwarten sie? Nur eine weitere "positiv denkende Black Metal"-Band? Vergiß es!" Es gab auch Pläne für eine Tour, aber "die wurden leider abgesagt."

Auch die Brasilianer Murder Rape spielten auf beiden Festivals. Also wollten wir wissen, wie die gemeinsam verbrachte Zeit war, und ob Kontakte zu anderen brasilianischen Bands in der Vergangenheit entstanden. "Wir hatten eine wirklich tolle Zeit mit den Jungs von Murder Rape, und ich möchte sie an dieser Stelle grüßen, wie auch Agathodemon, den Picon-Whisky-Abstinth-Trinker - in Erinnerung an die verrückten Momente, die wir hatten! Ich habe keine Kontakte zu anderen brasilianischen Bands, doch ich mag die brasilianische Szene, die Bands wie Sarcofago, Sextrash, Vulcano, Holocausto, alte Sepultura und viele weitere hervorgebracht hat. Ich würde gern in Brasilian auftreten, da man mir sagte, das dortige Publikum wäre wirklich verrückt."

Meyhna'ch scheint mit der Arbeit von Drakkar Productions, mit denen er mittlerweile starke Bande geknüpft hat, recht zufrieden zu sein. "Mütiilation und Drakkar haben einander immer respektiert, und ich bin mit der Arbeit, die sie für Mütiilation machen, sehr zufrieden (abgesehen von den gelegentlichen Verzögerungen bei den Veröffentlichungen). Vor einigen Jahren wurden wir sogar Freunde, so daß es keinen Grund für etwaige Diskussionen gibt."

Wir konnten uns selbst davon überzeugen, daß Meyhna'ch den Black Metal in seinem täglichen Dasein lebt und ihn nicht nur als Musikstil sieht. Gibt es irgendeinen Rat, den er Leuten geben würde, die jetzt zum ersten Mal mit Black Metal in Berührung kommen? "Es ist sehr schwer, irgendwelche Ratschläge zu geben, da es keine "etablierten Black Metal-Modelle" gibt. Ich würde wohl sagen, daß sie sich damit auseinandersetzen müssen, wofür der Black Metal steht, welche Ideen er trägt und welche Konsequenzen daraus erwachsen können, wenn man sein Leben danach ausrichtet. Die Leute sollten mehr nachdenken, bevor sie sich in eine Sache stürzen, die sie am Ende nicht ertragen können. Wenn du mit Feuer spielst, kannst du dich auch leicht verbrennen"

Es ist heutzutage schon zur Gewohnheit geworden, daß einstmals ach so radikale Bands jetzt in großen Magazinen sagen, Black Metal sei nur ein Musikstil und nicht notwendigerweise mit dem Satanismus verbunden. "Alles, einfach alles haben sie mißverstanden, was diesen Weg des Lebens und Sterbens betrifft..." Andere Bands wiederum sagen, sie seien überhaupt keine Satanisten, sondern hissen die Flagge für das Heidentum, Nihilismus oder sogar die Sumerische Mythologie. Im gleichen Atemzug behaupten sie, eine Black Metal Band zu sein. "Black Metal ist von jeher dunkle, böse Musik, aber man kann sich mit so vielen Thematiken beschäftigen, solange sie negativ sind. Satanismus ist die Essenz all dieser negativen Gedanken. Ich interessiere mich nicht für die heidnische Mythologie, aber die antiklerikale Seite ist okay." Meyhna'ch ist nur mit wenigen anderen Bands in Kontakt, doch einige, die er sehr gut kennt, sind "die Jungs von Aborym, Abigail, Murder Rape, Decayed, Malicious Secrets, Barbatos, Watain und einige mehr. Sie alle verdienen meinen Respekt."

Ist seine Lebensweise einfach satanistisch im "klassischen Sinne", oder sind Hexentum, die okkulten Künste, Heidentum oder alte Mythologien für ihn ebenso interessante Themen? "Ich bin auf der Seite Satans und sehne mich nach der Zerstörung der Menschheit, doch ich weiß nicht, ob ich als Satanist bezeichnet werden könnte, unter anderem, da ich seit langem keine Rituale mehr durchführe. Ich folge meinem eigenen Kodex und denke nicht, daß schwarze Messen notwendig sind, um diese Welt, in der wir leben, zu hassen." Der Satanismus geht einher mit der Akzeptanz der Existenz Gottes. Und wenn man darüber nachdenkt, was nach dem physischen Tod kommt... "Ich glaube in der Tat auch an Gott, denn er ist die repräsentativste Ikone für die Schwäche und Heuchlerei der Menschheit. I hoffe einfach nur, daß ich mich nach dem Tod besser fühle, als in dieser bemitleidenswerten Welt. Manchmal ist es sowas von unerträglich; ich hoffe, es endet eines Tages."

Für die Zukunft können wir erwarten, daß "Mütiilation wieder wachsen werden, und ich hoffe, ich nehme euch alle mit im endgültigen Fall. Ich will, daß die Leute in der Lage sind, aus satanistischem Fanatismus heraus zu töten... und auch für mich..." Die letzten Worte? "Verbrennt meinen Sarg, wenn ich tot bin, und vergießt keine Träne, da ich mich in dieser Welt sowieso nicht wohl fühlte. Danke, Martha und Endrew, für dieses Interview, wir sehen uns in der Hölle, ich werde dort sein."



Lord Meyhna'ch

Das Interview führten Martha und Endrew / Januar 2002
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